SOL im Unterricht mit Moodle: Strukturierte Selbstorganisation und transparente Bewertung

Im Kontext der beruflichen Bildung, insbesondere im IT-Bereich, gewinnt ein systematisch strukturierter und zugleich lernendenzentrierter Unterricht zunehmend an Bedeutung. In meinem Unterrichtskonzept für Fachinformatikerinnen und Fachinformatiker verbinde ich die didaktische Leitlinie des handlungsorientierten Lernens mit dem Prinzip des Selbstorganisierten Lernens (SOL) sowie digitalen Werkzeugen wie Moodle und dem Cisco Packet Tracer. Ausgangspunkt jeder Unterrichtseinheit bildet eine authentische Handlungssituation, die sich an realen betrieblichen Kontexten orientiert und unmittelbar den Bezug zur späteren beruflichen Praxis herstellt. Diese Handlungssituation wird den Lernenden über Moodle bereitgestellt, etwa als Videosequenz, als H5P-Dialog oder als dokumentenbasierter Arbeitsauftrag. Die Rolle der Lehrkraft besteht zu diesem Zeitpunkt primär in der didaktischen Rahmung und der Einführung in die Problemstellung.
Die anschließende Erarbeitungsphase erfolgt im Sinne des SOL-Konzepts. Die Lernenden planen ihren Arbeitsprozess eigenverantwortlich und greifen dabei auf differenzierte digitale Lernmaterialien zu, die modular in Moodle organisiert sind. Dabei stehen ihnen unterschiedliche Medienformate zur Verfügung – darunter erklärende Fachtexte, selbsterstellte Screencasts, strukturierte Arbeitsaufträge sowie simulationsgestützte Übungen im Packet Tracer. Innerhalb dieses Rahmens können die Lernenden ihren individuellen Lernweg wählen und ihren Lernfortschritt selbstständig dokumentieren. Moodle bietet hierfür mit dem Fortschrittsbalken ein wirkungsvolles Instrument, das nicht nur eine visuelle Rückmeldung zum Bearbeitungsstand gibt, sondern auch der Lehrkraft eine datengestützte Lernstandsdiagnose ermöglicht. Die Transparenz über die eigene Lernentwicklung wirkt sich erfahrungsgemäß sehr motivierend auf die Lernenden aus und unterstützt eine nachhaltige Selbststeuerung.
Ein zentrales Element zur Qualitätssicherung und zur Überprüfung der erworbenen Fachkompetenz ist ein digital eingebettetes Quiz, das in Moodle als Test mit Bestehensgrenze konzipiert ist. Erst nach dem erfolgreichen Absolvieren des Tests – mit einer Quote von mindestens 80 % – wird die nächste Bearbeitungsstufe freigegeben. Diese Freischaltlogik dient der gezielten Steuerung des Lernpfades und stellt sicher, dass elementare Kompetenzen vor dem Übergang in die nächste Phase beherrscht werden. Die Abgabe der Lösung zur Handlungssituation erfolgt anschließend über das Aufgabenmodul. Die Ausarbeitung umfasst in der Regel eine technische Dokumentation, Konfigurationsdateien oder Visualisierungen im Packet Tracer. In einem nachgelagerten Fachgespräch reflektieren die Lernenden ihre Lösung, begründen ihr methodisches Vorgehen und setzen sich mit weiterführenden Fragestellungen auseinander. Dieser kommunikative Teil ermöglicht die gezielte Förderung der Reflexionskompetenz sowie die Überprüfung der Problemlösefähigkeit in authentischen beruflichen Situationen.
Im Anschluss erfolgt eine differenzierende Vertiefungs- und Wiederholungsphase, die auf die individuellen Lernstände zugeschnitten ist. Lernende mit Unterstützungsbedarf erhalten gezielte Übungsaufträge zur Reaktivierung von Grundwissen, während leistungsstarke Lernende erweiterte Projektaufträge oder Transferaufgaben bearbeiten. Auch diese Materialien werden in Moodle organisiert, sodass eine adaptive Steuerung des Lernprozesses jederzeit möglich ist.
Besonders hervorzuheben ist die vollständige Transparenz der Leistungsbewertung. Sämtliche Teilleistungen – ob digitale Tests, abgegebene Lösungen, Fachgespräche oder Mitarbeitselemente – werden über das Bewertungsmodul in Moodle erfasst. Die zugrunde liegende Bewertungsstruktur mit Punktesystemen, Gewichtungen und Notenberechnung ist für die Lernenden jederzeit einsehbar. Dadurch entfällt die Notwendigkeit individueller Rückfragen zum Leistungsstand; vielmehr erleben die Lernenden ihre eigene Leistungsentwicklung in Echtzeit. Diese Offenheit fördert Vertrauen, Akzeptanz und Eigenverantwortung – zentrale Elemente moderner beruflicher Bildung.
Das Zusammenspiel aus didaktischer Struktur, digitaler Flexibilität und vollständiger Transparenz in der Bewertung schafft ein Lernarrangement, das sowohl den pädagogischen als auch den curricularen Anforderungen gerecht wird. Der Unterricht wird dabei nicht als reine Wissensvermittlung verstanden, sondern als Lernprozess, der zur Ausbildung beruflicher Handlungskompetenz führt – kompetenzorientiert, praxisnah und digital unterstützt.