Warum erstellt jede Lehrkraft eigene Lernsituationen?

Für alle Lehrkräfte gibt es eine Vorgabe – die Rahmenrichtlinien (oder Rahmenlehrplan, Kerncurricular etc.). D.h. alle Lehrkräfte einer Jahrgangsstufe müssen die gleichen Inhalte unterrichten und somit den Lernenden die gleichen Kompetenzen vermitteln, in Ausbildungsberufen sogar deutschlandweit. Wie kann es dann sein, dass jede Lehrkraft ihre Lernsituationen eigenständig erarbeiten und auf dessen Basis unterrichten muss. Ist dies nicht eine große Verschwendung von Arbeitskraft und letztendlich von Kapital?

Warum nicht gemeinsam?

Ich habe immer überlegt, wie das genaufgezeigte Problem gelöst werden kann. Ich unterrichte schon seit meinem Referendariat mit dem LMS Moodle und gerne habe ich meine Kurse immer an andere Lehrkräfte verteilt, warum auch nicht, wir haben alle das gleiche Ziel: Unseren Lernenden den bestmöglichen Erwerb von Kompetenzen zu ermöglichen.
Auch meine Lernsituationen sind mit Sicherheit noch Verbesserungswürdig und ich nehme gerne Hinweise und Verbesserungsvorschläge von meinen Kolleginnen und Kollegen entgegen. Problematisch ist dabei nur die Anpassung der Moodle-Kurse. Sind diese erst einmal verteilt, ist die Nachbesserung oder eine Anpassung der Kurse eher schwierig und meistens auf den eigenen Kurs beschränkt. Somit wird jeder meiner verteilten Kurse zu einem eigenen individuellen Kurs.
Warum also nicht eine Möglichkeit finden, bei der alle verteilten Kurse sich ständig die aktuellsten Inhalte aus einem gemeinsamen Kurs beziehen – dem Meta-Moodle-Kurs (MMK).

Die Lösung – der Metakurs

Die Lösung wurde mir auf den niedersächsischen Akademietage 2022 in Hannover von Andre Neumann vorgestellt und ich adaptiere nach und nach diese direkt auf meine gesamten Bandbreite an Moodle-Kursen. Ich überführte dabei alle meine Kurse in die Auszeichnungssprache Markdown und erstellte daraus mit dem Tool MkDocs automatisiert eine statische HTML-Seite.
Diese statische HTML-Seite hoste ich bei GitHub. Warum bei GitHub? Durch die Möglichkeit der Synchonisation, kann ich meine Lernsituationen auf dem Rechner erstellen oder bestehende verändern und dies wird automatisch mit der Veröffentlichung auf GitHub synchronisiert. Aber was bringt mir dies in Bezug auf meine Moodle-Kurse?
Die statische HTML-Seite stellte alle Inhalte, die für eine Lernsituation benötigt werden, wie die Handlungssituation, die Phasen Informieren, Planen, Ausführen, Kontrollieren und Bewerten sowie weitere Informationen wie die Lernsituationsbeschreibung und didaktische Hinweise für die Lehrkräfte zur Verfügung. Alle diese Inhalte werden über ein Skript, welches von Jörg (Kollege der MMBBS) ebenfalls auf den Akademietagen 2022 vorgestellt wurde, in die einzelnen Moodleaktivitäten und -inhalte direkt vom Metakurs übernommen.
<p id=“1.11″></p>
  <script type=“text/javascript“>
     fetch(„https://thomasbeckmann.github.io/moodle-    kurse/Berufsfachschule/Vernetzung/Lernsituation01/2_Informieren/Aufgaben/I11/index.html“)
    .then((response) => response.text())
    .then((html) => {
    html = html.split(/<!–include-[a-z]*–>/);
    document.getElementById(„1.11“).innerHTML = html[1];
    })
    .catch((error) => {
    console.warn(error);
    });
</script>

Aufgabe des Metakurses

  1. Die Lehrkraft erstellt mit Markdown das „Skript“ des gesamten Lernfeldes bzw. Lerngebietes. Dieses Skript wird dann sinnvoll in Lernsituationen unterteilt und in einzelne Markdown-Dateien gespeichert.
  2. Die Lernsituationen werden als Markdown auf Github hochgeladen. Dieser Vorgang wird automatisch nach jeder Änderung der Markdown Datei ausgeführt.
  3. Sobald eine Lernsituation auf dem PC geändert wurde, z.B. ein gefundener Fehler korrigiert wurde, läuft auf Github ein Hintergrundprozess automatisch ab.
  4. Die geänderte Markdowndatei wird automatisch mit MkDocs in eine statische HTML-Datei umgewandelt und veröffentlicht.
  5. Der eingerichtete Kurs auf der eigenen Moodle-Instanz besteht im Hintergrund nur noch aus „Platzhaltern“, die automatisch mit Inhalten der statischen HTML-Seiten gefüllt werden. Weder für die Lehrkraft noch für den Lernenden ist dies im Kurs erkennbar; alle Lerninhalte, wie z.B. Aktivitäten, Hilfestellungen, Dateien etc., werden wie gewohnt dargestellt.
  6. Der gravierende Unterschied zu herkömmlichen Moodle-Kursen besteht darin, dass sich die Inhalte immer dynamisch auf die statischen HTML-Seiten auf Git beziehen, d.h. egal wie oft der Kurs dupliziert wird, egal auf welche Moodle-Instanz der Kurs installiert wird, die Inhalte sind immer identisch, aktuell und das zu jedem Zeitpunkt.
  7. Findet eine Lehrkraft oder ein Lernender einen Fehler in einem Kurs, ist es bei herkömmlichen Moodlekursen unmöglich, diesen Fehler in allen Kursen in unterschiedlichen Schulen, zu korrigieren. Mit den Metakursen sieht dies ganz anders aus: Die Lehrkraft meldet über einen Button im Kurs den Fehler direkt an GitHub. Der Ersteller des Kurses erhält eine Meldung und kann den Fehler prüfen und ggf. korrigieren, welches sich direkt und sofort auf alle Kurse auswirkt. Für größere Änderungen habe ich eine Meldung eingebaut, damit die Lehrkräfte vor einer Änderung informiert werden.
Ein großer Dank geht an Andre Neumann und Jörg für die Idee und den Input an den Akademietagen.
Meine Meta-Moodle-Kurse findet Ihr auf Moodle-Kurse und hier meine GitHub-Repository.